Ein Nachruf von Dorothea Paul

Im Juli dieses Jahres verstarb unser früherer A-Stellen-Kantor, der Kirchenmusiker und Komponist Lothar Lämmer im Alter von 87 Jahren in seiner Wahlheimat Tecklenburg. So hat „eine lange, von Musik geprägte kreative Lebensreise“ ihr friedvolles Ende gefunden, wie es in der Traueranzeige heißt. Lothar Lämmer war von 1965 bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand 1997 Kantor der evangelischen Dornbuschgemeinde.

1934 in Hannover geboren, studierte Lothar Lämmer in Berlin, Kassel und Essen die Fächer Violine, Viola, Schlagzeug, Klavier und Kirchenmusik mit den Hauptfächern Orgel, Chor- und Orchesterleitung, Cembalo und Komposition bei namhaften Professoren. Er besuchte Kompositionskurse bei Stockhausen, Boulez und Ligeti sowie Dirigierkurse und Kurse in Orchesterleitung. Nach seinem Staatsexamen 1964 kam er 1965 mit seiner Frau Waltraud nach Frankfurt, bekleidete fortan die A-Stelle als Kantor der Dornbuschgemeinde und war und blieb zeitlebens als Komponist tätig. Sein Schaffen als leidenschaftlicher Musiker war vielfältig. Als er den kirchenmusikalischen Schwerpunkt „Neue Musik“ des Dekanats übernahm, versuchte er, in einer Reihe von Einführungen, Besprechungen und Konzerten diese Musik einem größeren Kreis von Hörerinnen und Hörern zugänglich zu machen.

Mit der Orgel in der damaligen Dornbusch-Kirche haderte er von Anfang an. Im Kirchenvorstands-Protokoll vom März 1965 heißt es zur „Orgelangelegenheit“: „Die Orgel bleibt an ihrem Platz. Technische Mängel werden durch die Firma…abgestellt. Unser Organist…hat sich mit der Orgel abgefunden bzw. steht im Begriff, sich damit abzufinden.“

Die Dornbuschkantorei und das Dornbusch-Kammerorchester gaben viele schöne Konzerte am Dornbusch,  z. B. L. Lechners „Deutsche Sprüche von Leben und Tod“, J. Brahms „Warum ist das Licht gegeben“ oder in den 80er Jahren, unterstützt durch die „Camerata Dornbusch“ (Mitglieder des Sinfonieorchesters), W. A. Mozarts Missa Brevis in D, J. S. Bachs Weihnachtsoratorium oder G. F. Händels „Acis und Galatea“, um nur einige zu nennen.

Im Jahre 1976 gründete Lothar Lämmer zusammen mit Timm Trappe das „Ensemble Neue Musik Frankfurt“, das er seitdem auch leitete. So fanden auch zahlreiche Konzerte und Uraufführungen eigener Arbeiten am Dornbusch, in der Peterskirche, im Städel, im Theater am Turm, in der Alten Oper und auch in anderen Bundesländern statt. Es gab viele Produktionen und Konzertmitschnitte der Kompositionen beim Hessischen Rundfunk. Seit 1980 hatte Lothar Lämmer auch einen Lehrauftrag für Neue Musik und Orchesterleitung .an der Kirchenmusikschule Frankfurt.

Am Dornbusch gab es außerdem regelmäßig die Orgelmusik am Markttag und die NEUE MUSIK zum Ewigkeitssonntag. Eine Besonderheit war die Reihe „Gottesdienst und Komposition“ in den 90er Jahren. Für diese Gottesdienste komponierte Lothar Lämmer jedes Mal eine Fuge für Sprecher, z. B. „Zungenreden“, und Musik für ein Soloinstrument, die in die Liturgie eingebunden waren. 

Sein Abschiedskonzert als Kantor der Dornbuschgemeinde fand im Dezember 1997 mit dem NOMOS-Quartett aus Hannover statt.

Lothar Lämmer war ein leidenschaftlicher Musiker, eine geschätzte und eigenwillige Persönlichkeit. Die Musik war ihm eine Passion.

(Quellen: Festschriften „50 Jahre Evangelische Dornbuschgemeinde“, „75 Jahre Evangelische Dornbuschgemeinde“, „GdM Bad Soden am Taunus e. V. 1949-1999“)

 

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