Dieses Lied hat Dietrich Bonhoeffer Ende 1944 getextet, als es für den Gefangenen der Gestapo in Berlin so gar keine Zuversicht zu geben schien. Heute vor 70 Jahren wurde er vom damaligen deutschen Staat getötet, hingerichtet im Konzentrationslager Flossenbürg im Oberpfälzer Wald. Das ist das Ende - für mich der Anfang, sagte er einem Mithäftling. Am Dornbusch ist der Theologe und Widerstandskämpfer nicht nur mit dem Lied präsent, das oft zum Jahreswechsel gesungen wird. Seine Gedanken und Gebete leben in Gottesdiensten weiter. Und die benachbarte Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in der Nordweststadt trägt seinen Namen, dort waren seine Texte zu Kreuzigung und Auferstehung am Ostermontag zu hören.

Meditative Versenkung in die Tiefe des Augenblicks (Es gibt in der ganzen Weltgeschichte immer nur eine wirklich bedeutsame Stunde - die Gegenwart) und tätiges Verändern (Mit Gott tritt man nicht auf der Stelle, sondern man beschreitet einen Weg) gehörten für Bonhoeffer zusammen. Hierin fand er eine unerschöpfliche Kraftquelle: Ich glaube, daß Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern auf ihn verlassen. Widerstand ergab sich für ihn als Konsequenz aus der Erkenntnis, dass Kirche nur dann Kirche sein kann, wenn sie für andere da ist. Und aus der Maßlosigkeit von Liebe: Ebensowenig wie es eine Begrenzung der Liebe Gottes zur Welt gibt, gibt es eine Begrenzung der aus Gottes Liebe entspringenden menschlichen Liebe auf bestimmte Lebensbereiche und Lebensbeziehungen.

Am gleichen Tag wie Bonhoeffer, am 9. April 1945, wurde im Lager Dachau der schwäbische Schreiner Georg Elser getötet, der 1939 wenige Wochen nach Beginn des Zweiten Weltkriegs versucht hatte, ein Attentat auf Hitler zu verüben. Der Einzelgänger war jahrzehntelang in Vergessenheit geraten, findet auch in der Kirche kaum Beachtung. Dabei wurde Elser auch aus seinem persönlichen Glauben heraus zum Widerstandskämpfer. Im Verhör bekannte er sich zu der Überzeugung, dass sich nichts in der Welt abspielt, von dem Gott nichts weiß. Die Menschen werden wohl einen freien Lauf haben, aber Gott kann sich dreinmischen, wann er will. Er hat mir auch meinen freien Lauf gelassen. Ein neues Licht auf Elser wirft der heute in die Kinos gekommende Film "Elser - Er hätte die Welt verändert"

 

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