Frauen, die komponieren - das geht gar nicht. So lautete die gängige Haltung bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, wie Anna Linß zu Beginn ihres Konzerts mit Orgel und Komponistinnen erklärt. Aber dann gab es doch immer wieder mutige Frauen, die sich gegen männlich bestimmte Machtstrukturen zur Wehr setzten. Dass solche Kämpfe nicht einfach waren, zeigen die Biografien der Komponistinnen. 

Zum Auftakt spielt die Organistin ein Präludium von Fanny Hensel (1805-1847), der Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Unter dessen Namen veröffentlichte sie 1827 fünf Lieder und Duette. Ihr Klavierzyklus Das Jahr war 1841 das erste Werk, das die zwölf Monate in zwölf Stücken vertonte. Gegen den Willen ihres Bruders schaffte sie es dann schließlich in ihrem Todesjahr, doch noch die Veröffentlichung der eigenen Werke unter eigenem Namen zu erleben.

Bedrängt von rückständigen Zeitgenossen, standen die Komponistinnen unter dem Druck, es allen beweisen zu müssen. Deshalb, so vermutet Anna Linß, haben viele von ihnen oft mit anspruchsvollen Akkorden und in Tonarten mit vielen Vorzeichen komponiert. 

Der Vater von Ethel Smyth (1858-1944) gab der Tochter Klavierübungen und das Singen von Chorälen auf, um ihre Wildheit in mädchenhafte Bahnen zu lenken, wie Anna Linß diese Komponistin vorstellt. Aber das ging nach hinten los. Ethel beschloss, das Elternhaus zu verlassen und in Leipzig Musik zu studieren. Sie benahm sich als Frau nach gesellschaftlichen Maßstäben unmöglich. Ihren Lebenslauf hat Ethel Smyth in autobiografischen Büchern festgehalten: In Leipzig wird sie vom Präsidenten des Leipziger Bachvereins, Heinrich von Herzogenberg, aufgenommen und ausgebildet. Allerdings fängt Ethel dort auch eine Affäre mit dessen Frau Elisabeth an. Musik ist für sie Ausdrucksform einer leidenschaftlichen Liebe zum Leben. Ethel Smyth - das ist eine Frau gewesen von Format, resümiert Anna Linß, bevor sie von ihr das Pilgerlied Du, o schönes Weltgebäude spielt. 

Ihre neue Lieblingskomponistin aber sei, so bekennt die Mannheimer Organistin, die Pariserin Cécile Chaminade (1857-1944). Zu Lebzeiten war sie recht erfolgreich, ist aber heute in Vergessenheit geraten. Ein Zeitgenosse von ihr sagte: Dies ist keine komponierende Frau, sondern ein Komponist, der eine Frau ist. Von Cécile Chaminade spielt Anna Linß zum Schluss unochvier Stücke aus La nef sacrée (Heiliges Kirchenschiff), darunter auch dieses Pastorale in a-Moll, also eine Hirtenweise:

 

 

 

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