Kinder holen die Weihnachtsgeschichte in unsere Mitte: Ich steh an deiner Krippen hier - auch wenn mir eigentlich gar nicht danach zumute ist. Nachrichten von schlimmer Gewalt. Enttäuschungen auf der Arbeit. Genervte Eltern, die dauernd schimpfen. Einen auf heile Welt machen? fragt Benji im Krippenspiel des Heiligabend-Gottesdienstes. Weihnachten ist ein anstrengender Weg. Auch für Amal, der aus Syrien nach Deutschland geflohen ist: Wahrscheinlich haben wir Glück gehabt, dass wir jetzt hier sind. Wir vermissen trotzdem unser zu Hause. Aber wir mussten da raus. Es war nicht mehr auszuhalten. 

Jetzt sind alle aus ganz verschiedenen Zusammenhängen irgendwie vor dieser Krippe zusammengekommen, werden hineingenommen in ein anderes Geschehen, ganz unerwartet. In ein Geschehen voller Bewegungen. Mit der Verheißung eines anderen Lebens.

Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Irgendwo in der Pampa, an einem Nirgendwo-Ort, kommt auf einmal Gott ins prekäre Menschenleben hinein. Es sind Hirten, arme Leute, die das zuerst spüren. Eigentlich wollen sie bei ihren Schafen bleiben, aber dann begegnen ihnen die Engel und sie machen sich auf nach Bethlehem. Unterwegs fordern sie die anderen - die, denen eigentlich so gar nicht nach Weihnachten zumute ist - auf: Kommt doch mit, wir gehen zur Krippe, da soll ein Kind geboren sein in dieser Nacht. Dort wird es warm werden und wir können uns alles erzählen, unser Glück und unser Unglück. Ich bin froh, dass ich euch hier begegnet bin. Keiner soll alleine bleiben heute nacht!

Auch wir laufen oft durch die Gegend, manchmal auf der Flucht, sagt Pfarrerin Annika Marte nach dem Krippenspiel, vor schlechter Laune bei den anderen oder bei uns selbst, vor den Nachrichten, manchmal auch auf der Suche nach Wärme, nach Liebe und einem Gefühl von Zuhause-Sein. 

An der Krippe hält Bewegung inne, alle gemeinsam finden für ein paar Augenblicke Ruhe.

Und von dort geht die Bewegung wieder weiter, aber es ist eine andere Bewegung. Eine, die von geteilter Hoffnung getragen ist, mit dem Anblick vor Augen, dass wir erleben, wie Gott auf die Welt kommt: klein, als Mensch hilfsbedürftig und auf Liebe angewiesen. Die Hoffnung ist, sagt die Pfarrerin in ihrer Predigt, dass uns dieser Anblick immer wieder begegnet und Frieden stiftet, dass die Menschen, die in sinnlosen Kriegen einander gegenüberstehen, erkennen, dass auch auf der anderen Seite ein Mensch ist. 

eine sehnsucht, die uns treibt,
eine botschaft, die uns bleibt,
wo man gott erkennen kann,
fängt ein neues leben an,
eine hoffnung, die noch brennt,
dass die welt das bald erkennt,
was uns gott verheißt, wird wahr,
sein reich des friedens ist ganz nah.

Gerade weil in diesem Jahr so viele Entwicklungen in eine andere Richtung gehen, will Weihnachten uns Bewegung bringen. Das kann klein beginnen, mit dem Aufstehen zu Fürbitten an Gott, der unerschöpflichen Liebe, darunter auch der einen Bitte, dass uns das Weihnachtslicht ein Stück weit verwandelt - und dass das Unmögliche möglich ist, dass wir wie alt und groß wir auch sind, klein werden und wiedergeboren, dass das geschehen kann, Freude geteilt von Mensch zu Mensch.

 

 

Breadcrumbs