Taufe ist für viele von uns lange her. Dabei ist sie kein einmaliges kirchliches Ereignis, eingetragen in ein Buch oder eine Datenbank, sondern etwas Radikales, was das ganze Leben hindurch seine Bedeutung hat, wie Pfarrerin Annika Marte heute im Gottesdienst ausführt: Für mich ist es das Eintauchen in das Gefühl, in die Gewissheit, in die Annahme, dass wir nicht als Mensch allein durchs Leben gehen können, dass wir gar nicht allein durchkommen, sondern dass wir angewiesen sind auf andere, auf andere Menschen, und auf Gott. Dass wir immer dann darauf angewiesen sind, wenn wir klein sind und hilflos, wie viele bei der Taufe. Oder wenn Wassermassen auf uns zustürzen, wie es früher bei der Taufe auch war, mit richtigem Untertauchen.

Der Predigttext zu diesem Sonntag, von Paulus in Römer 6 geschrieben, sieht das Radikale im Umbruch von einer Knechtschaft der Sünde hin zu einer Knechtschaft im Dienste Gottes - einen Herrschaftswechsel, den Paulus drastisch und überschwänglich beschreibt. Aber er will menschlich davon reden - und dies greift die Pfarrerin in ihrer Predigt auf, mit dem Angebot an die Gemeinde, einen eigenen Weg durch diesen Predigttext zu gehen. 

So machen sich die Teilnehmer am Gottesdienst auf den Weg, berühren Steine auf dem Altar, große und kleine, raue und glatte, sie fühlen das Schwere daran, das Steinige, die Ungerechtigkeit, das Verkantete. Sie folgen der Einladung der Pfarrerin, das Schwere hineinzulegen in den Stein, für einen Moment zu warten, und dann auch abzulegen. Da kommt die Tauferinnerung dazu, mit dem Anzünden von Kerzen.

Annika Marte hält der Gemeinde keine Predigt von der Kanzel herab, sondern stellt sich an den Rand, damit die, die gekommen sind, ihre eigene Erfahrung machen können. Sie bleibt aber da und sagt: Ich werde mich heute da drüben in die Ecke stellen und warten, ob vielleicht jemand vorbeikommt, um einen Segen zu empfangen, einen Tauferinnerungssegen, einen Reisesegen, einfach einen Segen.

Was ist Sünde? Die Steine sind nur ein Bild. Ich verbinde die Sünde mit dem, was schwer ist in unserem Leben, sagt die Pfarrerin, was uns abbringt von den anderen und von Gott, von unserem eigenen Weg.

Es sei immer beides in unserem Leben, das habe Paulus in seinem Brief an die Römer sagen wollen, das Schwere und Steinige und die Ungerechtigkeit - aber eben auch das Licht. Und dass es bei allem, was gleichzeitig da ist und was wir erleben, ein kleines bisschen mehr Licht gibt als Steine. Die Fürbitten weisen den Weg dazu: Dass wir immer so aufmerksam sind, dass wir für andere zum Licht werden können.

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