Am Sonntag Okuli führt Pfarrerin Annika Marte die Gemeinde in die Wüste, lässt sie teil haben an der Verzweiflung des Propheten Elia am Berg Horeb. Warum hat Elia so gekämpft und warum kämpfen wir? Um Gott zu gefallen, um anderen Menschen zu gefallen? Um vor uns selbst Bestand zu haben? Weil es nicht reicht, dass wir einfach nur da sind? So fragt die Predigerin in einer lyrischen Auslegung der Geschichte, wie sie im Buch 1. Könige 19, 1-13, erzählt wird. Dabei begegnen die Worte einer Blues-Melodie, die Anna Linß an der Orgel mit der Predigt verknüpft.   

In der Geschichte wird Elia in seiner Not von einem Engel berührt, und dann ist in der Wüste Brot und Wasser da. Elia macht hier eine ganz ambivalente Erfahrung. Er ist am Ende, er will nicht mehr, will sterben, und doch oder gerade da begegnet ihm der Engel und stellt ihm alles bereit, was er zum Leben braucht. Brot und Wasser. Und Elia schläft erst mal weiter. Totale Erschöpfung und trotzdem das Wissen darum, dass wir eigentlich alles zum Leben haben.

Die Wüste ist der Ort, der die Entfremdung Elias von seinen Mitmenschen sichtbar macht. Ein Ort der Nicht-Kommunikation. Aber Elia findet eine Höhle, bleibt dort über Nacht, und dann ist Kommunikation mit Gott da: 

Elia hört Gott nicht im Wind, nicht im Erdbeben, nicht im Feuer, sondern in einem verschwebten Schweigen. Diesen Gott bekommt niemals ein Mensch zu fassen. Und doch ist er da. Im Wasser, im Brot. In der Wüste. Im Fragen. Was tust du hier, Elia? 

In der Sehnsucht nach dem guten Wort Gottes entsteht Befreiung zum Lieben und zum Hoffen, auch entgegen aller menschlichen Vernunft:

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In der Chance der Begegnung mit Gott hat die Wüste ihren tieferen Sinn auch für uns, wie Annika Marte sagt: Manchmal brauchen wir diese Zeit, Zeit in der Wüste. Wüstenzeit. Zeit alleine ohne Plan, ratlos, gescheitert. Die Wüste darf sein. Sie ist nicht der letzte Ort. Auch wenn es manchmal so aussieht. Wir bleiben nicht für immer darin liegen, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. 

Dann verwandelt Gott die Wüste, und sie wird prächtig blühen wie eine Lilie - mit dieser Vision, die Elias Kollege Jesaja vor Augen hatte, wird die Gemeinde von Annika Marte wieder aus der Wüste herausgeführt.

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