Von wegen Gottesdienst ist doch immer dasselbe - heute gibt es gleich drei Premieren: Der erste Konfirmand dieses Jahrgangs wird getauft. Die beiden Pfarrerinnen am Dornbusch feiern den Gottesdienst wegen stimmlicher Nöte gemeinsam und dann wird auch noch die Aktion takt-voll glücklich vollendet.

Pfarrerin Doris Müller-Fisher gestaltet den liturgischen Teil und teilt mit Lektor Gerhard Häfner das Abendmahl aus. Annika Marte predigt über Kapitel 9 im Römerbrief und lässt sich von Paulus auf andere Gedanken bringen als die eines töpfernden Gottes, der aus lauter Willkür oder Lust an der Freude manche Gefäße wohlwollend schafft, Gefäße geschaffen mit Hingabe und Liebe, und andere Gefäße einfach so verhunzt, sich keine Mühe damit macht.

Es sind gute Fragen, die Paulus da aufwirft. Annika Marte weitet dessen Blick, der auf die damaligen Beziehungen zwischen Juden und frühen Christen eingeengt ist, schaut auch auf Hiob, die Sintflut und Propheten und zeigt so auf, dass wir als Gefäße nie fertig sind, und dass wir Fragen stellen sollen, widersprechen müssen - dass Kinder ihre Eltern fragen, verbal oder mit ihrem Verhalten: Halt, Stopp, was wollt ihr eigentlich von mir? Dass Menschen die Kirche fragen: Halt, Stopp, woher nimmst du das Recht, uns so vieles vorzuschreiben oder ein Leben moralisch abzuwerten? Oder dass wir alle Gott fragen: Halt Gott, warum machst Du das so?

Im Alten Testament gibt es viele Bilder, die bis in die Tiefe hinein die Verwobenheit Gottes mit seinen Gefäßen und Werken zeigen. Und das wird dann auch in der Taufe von Paul gefeiert, dass wir alle Ton in Gottes Hand sind und uns darin aufgehoben fühlen können, weil wir eben noch nicht fertig getöpfert sind, sondern weil das Formen und Weiterwerden immer weiter geht mit Gott als dem Töpfer, und das schließt Risse und Brüche und Widersprüche im Leben mit ein, die gehören organisch dazu.

Darauf weist auch schon die Taufe hin, sagt Annika Marte: Das Prozesshafte des Töpferns feiern wir in der Taufe. Taufe ist kein einmaliger Akt, der dann geschafft und ad acta gelegt wird. Sondern die Taufe ist das Eintauchen und das Sichtbarwerden unseres Eingebundenseins in diesen lebendigen Töpferprozess zwischen uns und Gott.

  • Wie aber hat nun Paul seine Taufe erlebt? Nach dem Gottesdienst antwortet er:  

Ich finde es toll. Jetzt bin ich im Glauben aufgenommen. Ein bisschen aufgeregt war ich schon. Aber ich konnte ja nicht viel falsch machen. So ein ganz großes Fest ist es nun nicht, weil ja noch die Konfirmation ansteht. 

  • Und wie ist das mit dem Taufwasser gewesen?

Ja das war schon eine besondere Sache. Es kam ja aus der Kanne, das fand ich ein bisschen witzig.

  • In dem Segen zu Deiner Taufe hat Annika Marte dir zugesprochen, groß zu werden und klein zu bleiben. Meinst du, das geht beides? 

Ja irgendwie schon. Man wird natürlich immer größer - aber innerlich kann man ja immer noch klein bleiben.

  • Und das ist gut?

Ja!

  • Wie gehst du nun als getaufter Mensch in deinen Schulalltag?

Ich denke, da ändert sich für mich nicht so viel. Ich bin ja auch nicht im Religionsunterricht, weil die Lehrer da so blöd sind, das ist ganz schlimm. Deswegen mach ich auch Ethik und weiß auch nicht so viel von Religion. Der Konfi-Unterricht ist ganz anders und viel spaßiger. Da bin ich mit vielen Freunden zusammen und man wird nicht zu so viel gezwungen. Man muss nicht sonderlich viel lernen. Die Pfarrerin ist nicht so streng, sondern total nett. Und man muss nicht ganz so still sein wie in der Schule. Das ist viel besser und ich geh da sehr gerne hin.  

  • Ihr habt eure eigenen Gottesbilder gemalt und gestaltet. Wie hast Du das erlebt? 

Das sind neue Gedanken, die ich da für mich finde.

  • Wenn du die Kirche und speziell die Gemeinde am Dornbusch einordnen müsstest auf einer Skala von minus zehn für völlig verstaubt und plus zehn für sehr lebendig, wie würdest du sie einordnen?

Plus fünf.

 

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