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Am Anfang gab es gar nichts und es war dunkel. Im Kindergottesdienst wird die Schöpfungsgeschichte erzählt. Da sprach Gott: Es werde Licht, sagt Regine vom KiGo-Team den Kindern, die im Kreis auf dem Boden sitzen. Für jeden Schöpfungstag holt sie Tücher aus einem Eimer, die Welt wird bunt. In der Luft sollen Vögel flattern! - Und Ameisen, ergänzt da der kleine Noah. Die Teilnehmer am Kindergottesdienst schreiben ihre eigene Schöpfungsgeschichte - und sie haben viele Fragen. Regine sagt: Die Kirche haben die Menschen erfunden, damit sie Gott feiern können. Karl wundert sich: Warum haben die dann nicht zuhause gefeiert? Schließlich wird die Schöpfungsgeschichte mit Buntstiften, Schere und Papier weiter erzählt. Natürlich mit Ameise. Auch Konfis machen mit, ein Schöpfungsfries entsteht.

Ameisen sind auch im Gottesdienst am Abend dabei. Diese begegnen Petrus in einer Vision, als er bei Simon dem Gerber zum Beten aufs Dach gestiegen ist: Tiere, lebende Tiere, allerlei kriechende und wühlende Tiere, große und kleine, Ameisen und Würmer, aber auch Schweine und Vögel, wie Pfarrerin Annika Marte in ihren Worten den Predigttext aus Kapitel 10 der Apostelgeschichte wiedergibt. Petrus ekelt sich bei der Vorstellung, dass dies seine Mahlzeit sein soll. Er denkt an seine Speisevorschriften, an die Verbote. Aber eine Stimme spricht: Was Gott rein geschaffen hat, das nenne Du nicht verboten. Daran erinnert sich Petrus, als er zu dem römischen Hauptmann Kornelius gebracht wird: Vielleicht war das die Botschaft, dass wir alle eins sind, und es keine unreinen gibt. Bei so viel Botschaften stellen sich Fragen: Sind wir dafür noch offen? Für Träume und Visionen, für Stimmen, die uns vielleicht manchmal begegnen oder auch quer kommen? Können wir die wahrnehmen und zulassen?

Die Predigerin beschreibt Bilder aus Asylbewerberheimen, Einrichtungen, wo Flüchtlinge ankommen, das Leben in Pflege- und Altenheimen, und das lebendige Gewusel im Kindergarten oder auf dem Spielplatz, Fußball spielende Kinder. Petrus bekommt in dieser Geschichte eine ziemlich klare Ansage: Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten. Das ist eine Ansage, die alle seine Gebote, seine moralischen und vor allem seine religiösen, an die er sich bis dahin gehalten hat, völlig auf den Kopf stellt. Heute haben wir nicht weniger Richtlinien und Verbotstafeln. Annika Marte nennt das Dublin-II-Abkommen, das bestimmt, dass Flüchtlinge nur dort einen Asylantrag stellen dürfen, wo sie zuerst in der EU angekommen sind -  da sind die Länder in der Mitte fein raus. Und sie fragt nach den ungeschriebenen Gesetzen in der Gesellschaft, die es vielen Menschen schwer machen, Menschen mit Einschränkungen oder Frauen oder Menschen ohne bestimmte Beziehungen, in manche Positionen überhaupt reinzukommen. Da stellt sich die Frage: Wie würde die kritische Ansage für uns heute heißen? Vielleicht würde sie so heißen: Wen Gott geschaffen hat, wer hier nach Leben hungert und wer hier Not leidet, den lasst nicht im Regen stehen!

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