Mousa Abdu ist 23 Jahre alt und kommt aus dem Dorf Zirden in Niger. Nun sitzt er an einem langen Tisch zum Abendessen mit 21 weiteren afrikanischen Flüchtlingen, Pfarrerin Sabine Fröhlich und vier engagierten Menschen der evangelischen Riedberg-Gemeinde, die sich ums Essen gekümmert haben. "Das schmeckt richtig afrikanisch", heißt es am Tisch zum Chili con Carne mit Reis. Und hinterher gibt es noch Joghurt und frischen Apfelkuchen.

Die Gemeinde Cantate Domino in der uns ganz nah benachbarten Nordweststadt hat die Flüchtlinge in einem spontanen Akt der Nächstenliebe bei sich aufgenommen. Vier weitere Gemeinden machen mit, darunter die ein paar Straßen weiter gelegene Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde. Gegessen wird in der Kirche, geschlafen im Nachbarraum hinter der Glaswand.

"In Niger haben wir einfach kein Trinkwasser", sagt Mousa Abdu. In Frankfurt kommt es aus der Leitung. Seit 2011 irrt der junge Mann durch Europa. Damals kam er auf der italienischen Insel Lampedusa an, nach drei Tagen Bootsfahrt im Mittelmeer, von Libyen aus. Mousa Abdu hat zuvor die Sahara überquert - auf diesem Weg sind vor kurzem 87 Flüchtlinge verdurstet

Mousa Abdu spricht nur Französisch, deshalb wollte er auf der Suche nach einem Leben mit Wasser eigentlich von Italien nach Frankreich. "Dort war ich nur ein paar Wochen, es gab keine Chance zu arbeiten, nichts zu essen." Der junge Afrikaner versuchte es in Schweden, Norwegen, war ein paar Wochen in Dänemark, schließlich in Hamburg. Nun ist er in Frankfurt gestrandet, lebte mit anderen Lampedusa-Flüchtlingen unter einer Brücke. Am Sonntagabend fand er Aufnahme in der Kirche Cantate Domino. Weil Christen Menschen in Not helfen.

Welche Hoffnung hat Mousa Abdu für sein Leben, für seine Zukunft? Er ist noch so jung. Aber die Frage versteht er nicht. Er ist froh, wenn er morgen in einem trockenen Raum sein darf, wenn er am Abend zu essen bekommt. Wie die meisten anderen Flüchtlinge sammelt er tagsüber leere Flaschen ein, nimmt mit dem Pfand ein paar Euro ein.

Alle haben Angst, wie das im Winter werden soll. Ob sie dann immer noch ihre eine Mahlzeit am Tag sichern können. Eigentlich will Mousa Abdu am liebsten eine richtige Arbeit haben. Er ist stark mit seinen 23 Jahren. Er würde gern in der Fabrik arbeiten. Aber er hat keine Papiere, keinen registrierten Status bei den Behörden.    

Nach dem Abendessen diskutieren die Flüchtlinge darüber, wie es in den nächsten Tagen weiter gehen soll. Wollen sie in einer Gruppe bleiben oder finden sie es ok, aufgeteilt zu werden, in verschiedenen Gemeinden unterzukommen. Es kommt zum Streit. Die meisten wollen zusammen bleiben, wollen daran festhalten, sich nicht von den schwierigen Umständen ihrer Situation bestimmen lassen.

Auch Eric sagt etwas. Er kommt aus Nigeria. Dort ist nicht nur Wasser und Nahrung knapp, es herrscht auch Bürgerkrieg. Und dann entsteht im Kirchenraum Kirche, Gemeinde, Anbetung. Eric sagt wenige schlichte Sätze auf Englisch: "Ich bin so froh, dass ich nicht mehr unter der Brücke schlafen muss. Das ist ein Geschenk Gottes, dass wir jetzt hier im Trockenen sein dürfen. Was jetzt weiter wird? Wir wissen es nicht. Aber wenn wir uns an Gott wenden, dann ist alles möglich."  

Die Gemeinden im Frankfurter Norden wollen den Flüchtlingen weiter beistehen. "Wir freuen uns, wenn die Unterstützung wächst", sagt Pfarrerin Sabine Fröhlich. "Wenn wir uns mit anderen Gemeinden in Frankfurt dafür verbinden. Ich denke, dass unser Beistand noch länger gebraucht wird."

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