Konfis unterwegs: Nach einem langen Winter brechen die Jugendlichen vom Dornbusch zu einem Pilgerweg auf. Pilgern? Ist das nicht etwas Katholisches? Nö, nicht unbedingt. Ein Pilger oder eine Pilgerin, das kommt vom lateinischen pelegrinus oder peregrina, und das bedeutet so viel wie als Fremdling unterwegs zu sein. In der Geschichte des Christentums war dann die religiöse Vertiefung das Motiv, um aus dem vertrauten Alltag auszubrechen an neue Orte: Transzendenz, das Überschreiten der gewohnten und erklärbaren Erfahrungswelt.

Mit der U2 vom Dornbusch nach Kalbach zu fahren, das ist noch nicht so fremd. Aber der Weg an der Nidda entlang, über Berkersheim und Harheim bis nach Nieder-Eschbach, ist dann schon für die meisten Neuland. Aus der Ferne sind die Geräusche der Stadt zu hören, die Autobahn, die U-Bahn. Ganz nah aber eine andere Welt mit dem Gesang einer Amsel, den Schritten einer Joggerin, der Kühle der Flussaue. Die Konfi-Pilger erkunden Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grüner Aue.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab trösten mich. Die zurückliegende Woche ist noch da, mit ihren traurigen und ärgerlichen Erfahrungen. Aber es ist auch Trost da, ein Hirte, Aufruf zu Verantwortung und Beistand, sich halten in unwegsamem Gelände.

Die Konfi-Pilger wollen ein Kreuz mitführen, mit Auferstehungstendenz. Am Weg blühen die gelben Winterlinge, blaue Veilchen, in der Nidda schwimmt ein Biber. Mittagspause auf der Wiese: Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Ist das nicht ein ziemlich krasser Psalmvers? Sind da die Feinde meines kleinen Daseins gemeint? Oder Feinde in meinem Inneren? Die anderen Verletzungen zufügen, ohne dass ich das will? Der Pilgerweg stellt Fragen, die Antworten dürfen noch offen bleiben. Sie können verschieden sein, jeder erfährt seine eigene Antwort (auch der König der Weltmeere).

Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein: Die Pilger sind in Harheim angekommen. An einem Wegkreuz aus rotem Sandstein erinnert Pfarrerin Annika Marte an die Salbung Jesu in Bethanien: Ein anstößiger Akt. 

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Auf grüner Wiese erfahren die Konfi-Pilger die letzte Station ihres Wegs. Mit der Frage: Was wünsche ich mir an Gutem an diesem Tag? beschließen sie ihren Weg in Nieder-Eschbach. Nach 8 Kilometern ist die Auszeit zu Ende, Rückkehr in den Alltag am Dornbusch. Der nun aber ein anderer ist als vorher.

 

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