Der Schein der Osterkerze leuchtet wieder neu in der Dornbuschkirche. Ihre Vorgängerin hat sich im Jahreskreis bis zum Alpha aufgezehrt, dem ersten Buchstaben im griechischen Alphabet. Unten steht das Omega, der letzte Buchstabe. Alpha und Omega verweisen auf Anfang und Ende, auf Jesus Christus in der Offenbarung (Kapitel 1, Vers 8), auf seine Präsenz in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Diese Buchstaben-Symbolik auf der Osterkerze gibt es schon seit dem 7. Jahrhundert; die ersten Osterkerzen aber reichen bis ins 4. Jahrhundert zurück. 

Die Osterkerze schlägt eine Brücke zwischen Christen aller Konfessionen und dem Judentum. In den Gottesdiensten zur Osternacht zieht die Gemeinde hinter der brennenden Kerze in die Kirche ein - und erinnert damit an den Auszug des Volks Israel aus Ägypten, durch Wüste und durchs Rote Meer hindurch einer Feuersäule folgend. 

Ihr Bienenwachs verweist auf die Schöpfung, als Beziehungsenergie zur Tierwelt. Und die Osterkerze knüpft auch an vorchristliche Glaubensvorstellungen an, an die Verehrung des Lichts in der Dunkelheit. In der Liturgie kommt diese österliche Lichtfeier in einem Hymnus zum Ausdruck, der nach seinem Anfangswort Exsultet (Frohlocket) genannt wird und der "das Lob dieser kostbaren Kerze" singt: "Wenn auch ihr Licht sich in die Runde verteilt hat, so verlor es doch nichts von der Kraft seines Glanzes. Denn die Flamme wird genährt vom schmelzenden Wachs, das der Fleiß der Bienen für diese Kerze bereitet hat."

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