Karfreitag. Verfolgung durch die Mächtigen in Politik und Religion. Verbindung zwischen Jesus und Gott zerrissen. Verzweiflung des 22. PsalmsMein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

"Wo ist Dein Angesicht? Das suchen wir heute scheinbar vergeblich", sagt Pfarrerin Annika Marte in ihrer ersten Karfreitagspredigt am Dornbusch. "Der Himmel scheint leer, wenn die Schreie kleiner Kinder lautlos verhallen, wenn ein Arbeitssuchender sich vor seinen ehemaligen Freunden versteckt, wenn die 17jährige sich wieder mit Drogen abfüllt, wenn der Tumor den Körper des geliebten Menschen fast ausgezehrt hat."

Aber auch dann, wenn Gott verborgen und sehr fern zu sein scheint, gibt es Zugänge zu ihm. So könne auch das Kreuz ein Fenster zum Himmel werden, ein Fenster der Verwundbarkeit, das Pfarrerin Marte in Anlehnung an die Worte eines Gedichts von Dorothee Sölle öffnet. "Ein Fenster, durch das wir heute nichts als den leeren Himmel sehen können, aber doch wieder und weiter das Angesicht Gottes suchen, ein Fenster, durch das hindurch wir ein Wiedersehen erwarten und wenn's erst im Himmel ist oder auf der Erde - auf dass die Schreie der Kinder endlich gehört werden, auf dass der Mensch ohne Arbeit den anderen wieder ins Gesicht sehen kann und sie ihm, auf dass die 17-Jährige endlich den Halt findet, den sie braucht, auf dass die ausgezehrten Körper wieder auferstehen, erkennbar, aber verwandelt."

(Foto: Bronzetür der Kirche Sagrada Familia in Barcelona, mit der Leidensgeschichte auf Katalanisch)

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