Ganz verschiedene Arten des Verzichts hat die Aktion 7 Wochen Ohne in den vergangenen Jahren erkundet. Diesmal regt die Fastenaktion der Evangelischen Kirche dazu an, die Zeit bis Ostern einmal ganz bewusst ohne Vorsicht zu leben. Der Aufruf lautet: Riskier was, Mensch!

"In der Bibel wimmelt es von unvorsichtigen Männern und Frauen", heißt es in der Erklärung zum diesjährigen Motto. "Menschen, die übers Wasser laufen, Hochschwangere, die auf Reisen gehen, ohne auch nur ein Hotel zu buchen. Da sind Leute, die von jetzt auf gleich Job, Haus und Hof verlassen, mittellose Witwen, die mächtigen Richtern auf den Wecker gehen, und ein unstudierter Wanderprediger, der es sich mit Staat und Klerus gleichzeitig verscherzt." Die Aktion lädt dazu ein, "sich von den Hasardeuren der Bibel inspirieren zu lassen und gelegentlich auf die Fangnetze und doppelten Böden im Leben zu verzichten".

Ohne Vorsicht - das kann auch heißen, die Maske abzusetzen, die wir zu vielfältigem Schutz im Alltag tragen. Und so den anderen ebenso wie sich selbst neu kennenzulernen. Auf diese Weise in Bewegung zu kommen, sich zu verändern und die Welt zu verändern. Am letzten Sonntag vor Beginn der Passionszeit, der mit dem schönen Namen Estomihi - Sei Du mir, sagte Pfarrerin Annika Marte in ihrer Predigt am Dornbusch: "Ich höre für die Passionszeit eine ganz starke Einladung dahingehend, das eigene Gesicht kennenzulernen und zu zeigen, auch wenn es voller Traurigkeit stecken mag oder voller Wut - all das hat in den kommenden Wochen volle Berechtigung. Alle Gefühle sind erlaubt, auch und gerade die negativen, einfach weil sie dazu gehören und sich vielleicht auch nur so verändern lassen, wenn wir sie mit nach draußen nehmen und den anderen auch zeigen können. Das eigene Gesicht kennenzulernen, ist die Einladung, die Masken fallen zu lassen und - so gut es geht und so sehr wir uns das eben trauen - unmaskiert zu leben."

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